Man kauft einen gebrauchten Hund, der es kennt alleine zu bleiben. Soweit, so falsch.
In unserem Fall müssen wir sagen, leider nein, leider gar nicht!
Wilma ist nun mal ein 5. Hand-Hund. Selbstsicherheit gibt es bei ihr ohnehin nicht – und als ob es nicht schon genug Baustellen gäbe, bleibt sie wieder erwarten auch nicht alleine zu Hause ohne sämtliche Nachbarn mit durchgängigem Protestbellen zu beschallen.
Wie ihr bereits im letzten Beitrag gelesen habt, hat zunächst alles ganz ok funktioniert, sodass wir dachten dass wir auf einem guten Weg sind. Bis dann nach 2 Wochen alles wie ein Kartenhaus zusammen fiel. Die Verzweiflung war groß, die letzten Wochen waren sowieso nicht die endspanntesten, auf der Arbeit gab es viel zu tun. Kurz um, die Nerven lagen blank.
Was also tun wenn der Hund nicht alleine bleibt?
Zunächst muss ich sagen, dass wir Wilmas Leben stark ritualisiert haben um ihr einen festen Rhythmus und somit auch Halt zu geben. Morgens zum Beispiel nur eine relativ kurze Gassirunde (inzwischen nur ein kurzes Pipi und sie kommt wieder rein, wartet auf Futter und schläft dann weiter)
Wenn wir weg gehen gibt es grundsätzlich Futter (im Wobbler von Kong – den liebt sie, ist kurzweilig beschäftigt und das inhalieren wird so auch stark eingeschränkt); wir stehen in der Tür und geben ihr von da aus das OK zu fressen. Sie soll registrieren dass wir gehen. Positiv belegt heißt alleine sein also immer Futter. Vormittags ist es immer ruhig, kein wildes toben oder sonstiges – unter der Woche ist dann keiner da und am Wochenende halten wir es genauso ruhig.
Zurück zur Ursprungslage; in der Wohnung konnten wir sie folglich nicht lassen, die Videoaufnahmen zeigten, dass sie gefrustet ist, protestiert und definitiv zu laut für unsere Nachbarn.
Glücklicherweise sind wir im örtlichen Segelflugverein sehr aktiv; dieser ist nicht weit von zu Hause und der Arbeit entfernt und dort haben wir einen Turm mit Schulungsraum. Diesen haben wir für Wilma gemütlich eingerichtet – der Kurs hieß bellen bis ich schwarz werde. Folglich hat keiner den Raum und Turm betreten wenn drinnen Theater war, Futter und Leckerlie ausschließlich wenn einer geht; nicht aber wenn einer kommt.
Großer Vorteil: in der Mittagspause konnte sie sich an der langen Schleppleine so richtig auspowern; zu Hause im Ort ging das natürlich nicht.
Auch hier haben wir wieder mit der Kamera aufgenommen. Den ersten Tag war es ungefähr das herzzerreißendste was ich je gesehen habe. Sie fraß ihr Futter und ging kurz um die Tische in der Mitte, bellte zwei oder drei Mal beiläufig. Setzte sich vor die Tür; ihr Kopf sank bis auf den Boden, sie sah so deprimiert, fast schon verzweifelt aus. Dann hob sie ihren Kopf und heulte und rief nach ihrem Rudel. Danach viel der Kopf wieder runter, kurz starrte sie auf den Boden und hielt inne. Danach berappelte sie sich, bellte was das Zeug hielt bis sie dann in ihrer Kuschelecke zur Ruhe kam.
Abends auf der Couch saß ich vorm Laptop und hab geheult wie ein Schlosshund, noch heute wenn ich daran zurück denke werde ich ganz traurig und dann kommen sie wieder, die Tränen.
Da mussten wir alle durch, Wilma kam nach einer gewissen Zeit immer schneller zur Ruhe und verschlief zunehmend mehr Zeit die sie alleine verbrachte. 4 Monate habe ich sie jeden Morgen dahin gefahren und bin jede Mittagspause mit ihr gegangen. Immer wenn wir das Haus verlassen haben, egal ob zum Einkaufen oder woanders hin, jedes Mal haben wir sie dort hoch gebracht. Unsere Ausflüge neben der Arbeit haben wir auf das Nötigste eingeschränkt.
Weil wir auch Nachbarn hatten die uns und dem Hund nicht so wohlgesonnen waren, sind wir auf Nummer sicher gegangen; auch einen Rückfall in alte Muster wollte ich vermeiden.
Doch als der Termin der Straßensanierung näher rückte, (die Straße an der die Flugplatzzufahrt liegt inkl. monatelanger Vollsperrung) wurde die Zeit langsam eng, wir mussten auch zu Hause vermehrt das Risiko eingehen das sie mal bellt und das Alleinebleiben üben.
Als sie auch zu Hause eine Stunde ruhig alleine blieb habe ich angefangen sie mittags nach Hause zu bringen – ungefähr 2 Wochen lang war sie so vormittags im Turm und nachmittags noch für 2 Stunden zu Hause. Das klappte prima; sie war endlich angekommen – wusste das überall wo wir sie alleine lassen, wir auch immer zurück kommen und sie holen. Also blieb sie fortan zu Hause, brav und entspannt.
Edit: sie war zwar immer laut und gefrustet, aber kaputt gemacht hat sie nie etwas. Das muss man ihr lassen 😉
Wie war das bei euch? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gesammelt?
Es grüßen euch Carola und Wilma