Einige kennen mich vielleicht schon als das Frauchen des
fantastischen Bud. Normalerweise ist er die Stimme meines/seines/ unseres Blogs und berichtet von seinen Heldentaten. Jedoch beschäftigt mich seit Langem ein anderes Thema und deswegen habe ich mich entschlossen, dieses Mal einen etwas anderen Artikel als üblich zu verfassen.
Buddy und Lucy werden dieses Jahr im September bereits drei Jahre alt und seit dieser Zeit hat sich einiges in meinem Leben verändert. Die beiden Welpen waren mit zehn und acht Wochen bei uns eingezogen, im November. Und zwei Monate später wurde bei mir
Rheuma diagnostiziert.
Es begann eigentlich schon eher, dass ich ständig müde war und mir gefühlt alle Knochen schmerzten. Doch ich hielt es für Nebenwirkungen meines Jobs. Im Oktober begann mein Studium und eigentlich hätten meine Beschwerden verschwinden sollen. Taten sie aber nicht. Stattdessen wuchs ein Knubbel auf einem Gelenk meiner Hand. Und bei dem einen sollte es nicht bleiben!
Nun hatte ich also zwei Welpen und eine Diagnose. Das Sharp Syndrom, Weichteilrheuma. Ich wusste überhaupt nicht, was Rheuma eigentlich so genau ist. Nun, ich habe es ziemlich schnell herausgefunden. Wikipedia behauptete, das Wort Rheuma bedeutete “fließender reißender Schmerz” und dieser Name passt wirklich, denn die Schmerzen fühlen sich an, als würden einem die Gliedmaßen herausgerissen. Während eines Schubs ist man oft nicht mal in der Lage sich selbst anzuziehen, geschweige denn Gassi zu gehen.
Die Hunde abzugeben stand für mich nie zur Debatte, wir hatten die Verantwortung für die beiden Dackelkinder übernommen und würden diese auch tragen, komme, was wolle. Hätte ich vor den Hunden von meiner Krankheit gewusst, hätte ich mich vielleicht anders entschieden und es nicht mal mit einem Hund versucht, denn Rheuma hat man den Rest seines Lebens. Mittlerweile komme ich jedoch auch mit zwei wilden Jagdhunden gut zurecht, auch, wenn ich im Alltag einiges beachten muss.
Hund trotz Bewegungseinschränkungen?
Eins der Hauptprobleme beim Gassi ist es, die Leinen festzuhalten, denn manchmal ist selbst der 10kg Dackel stark genug, um mir die Leine aus der Hand zu reißen. Das Ziehen abzugewöhnen gehört ja eh zur üblichen Hundeerziehung. Allerdings ist nicht allein der Hund an der Leine das Problem, sondern auch das Wetter. Es muss nicht mal unter Null Grad Celsius sein und die rheumatischen Finger laufen blau bis schwarz an. Die Durchblutung funktioniert nicht mehr und die Finger sind taub. Handschuhe helfen nur bedingt, im Winter ist es empfehlenswert, die Hände in den Jackentaschen zu lassen. Wie hält man nun eine Leine fest? Beide Leinen sind an einem Gurt angeschlossen, den ich um den Bauch trage. Ebenfalls festgeschnallt sind Kottütchen und für Training unter freiem Himmel auch der Futterbeutel und die Schleppleine. Allerdings lasse ich die beiden Dackel nur dann allein am Gurt laufen, wenn auch freie Bahn ist. Begegnen uns andere Hunde, andere Tiere oder Menschen mit Fahrrädern oder Kindern, gehe ich lieber auf Nummer sicher.
Ein weiteres Gassiproblem ist, dass die Energie des Frauchens viel schneller aufgebraucht ist, als die zweier junger Jagdhunde. Rennen kann ich nur noch an echt guten Tagen und selbst dann hält sich die Ausdauer in Grenzen. Wie lastet man so einen Hund aus? Unterwegs benutzen wir Baumstümpfe oder Bänke für Balancespielchen. Lucy ist darin sogar besser als Bud und traut sich mittlerweile sogar, auf einem umgefallenen Baumstamm Männchen zu machen. Nebenbei üben wir auch ab und an Tricks, wie Down (aus dem Fußlaufen ins Platz), Sitz vor, neben oder hinter mir, oder andere Kommandos, Hauptsache Abwechslung. Auch kleine Leckerliesuchspiele lassen sich gut beim Gassi einbauen und schon ist es für den keksgierigen Hund nicht mehr ganz so schlimm, dass sein Frauchen langsam ist. Rennen lasse ich die beiden im Moment an der Schleppleine, wenn die Brut- und Setzzeit vorbei ist, kann zumindest Lucy wieder leinenlos auf der Lieblingswiese flitzen. Bud, bei dem der Abruf nicht sicher klappt, bleibt immer an der Schleppleine, die ebenfalls am Gürtel befestigt ist.
Stress
Stress ist gefährlich, denn in manchen Stresssituationen spüre ich schon meine Gelenke prickeln und weiß, wenn ich jetzt nicht tief durchatme, steht der nächste Schub vor der Tür. Als eher introvertierter Mensch empfinde ich schon große Menschenansammlungen als stressig. Ist Lucy dabei, komme ich schneller wieder herunter, denn Lucy ist sensibel. Sie merkt sofort, wenn ich nervös werde und dann packt der Hund, der kleiner als manche Katze ist, die Beschützerrolle aus. Durch ein blödes Erlebnis hatte sie einmal Erfolg, mich zu beschützen (was mir in dieser Situation auch sehr lieb war!) und seitdem ist sie ein Wachhund. Darum ist es sehr wichtig, gelassen zu bleiben. Für Lucy. Und auch für das dämliche Rheuma. Meditation hilft sich selbst zu trainieren, um Stresssituationen auszublenden und eine Bloggerin (ich habe leider vergessen, wer und in welchem Zusammenhang, falls du es gerade liest: Huhu! 😀 ) schrieb mal, sie stelle sich dann eine Badewanne voller Schokolade vor. Und das hat bei mir verfressenem Stück tatsächlich funktioniert! Mein früheres Hauptnahrungsmittel gehört leider, genau wie Fleisch und Zucker, zur Liste der Dinge, die ich nicht mehr darf, jedoch mache ich bei Schokolade hin und wieder Ausnahmen, halte es aber in Maßen. Der Gedanke daran lenkt mich zumindest soweit ab, dass die Gelenke nicht mehr kribbeln und Lucy, mein Stressmelder, auch ruhig bleibt.
Das bisschen Haushalt
Manchmal gehört auch das Herunterbücken nicht zu meinen leichtesten Übungen, Hinknien geht übrigens generell gar nicht mehr. Deswegen muss die Lucy jetzt für mich schuften! Sie lernt nämlich gerade “Rheumatricks“. Dazu gehört, dass sie mir Sachen vom Tisch bringt, geübt haben wir es erstmal nur mit Taschentüchern. Lucy soll diese vom Tisch holen und mir bringen. Dieser Trick sitzt nur leider noch nicht hundertprozentig, Miss Lucy findet es manchmal lustiger, die Packung einfach auf den Boden zu werfen, wo ich nun, wenn ich gerade wieder Probleme habe, im Leben nicht mehr rankomme. Ein anderer Rheuma-Trick funktioniert dafür mittlerweile super: die Wäsche machen! Ich muss lediglich die Waschmaschine oder den Trockner öffnen und einen Wäschekorb davor abstellen, den Rest erledigt Lucy. Sie springt in den Korb und zieht die Wäsche hinein. Da sie selbst so klein ist, ist es für sie anstrengend, aber Dackel sind bekannt für ihren eisernen Willen. Vielleicht schaffe ich es auch, ihr noch beizubringen, die Maschienen auch wieder zu bestücken, wer weiß?
Zu Hilfe! Dackel wird zu Arbeit genötigt!
“Kriege ich jetzt bitte den Keks?”
Was eigentlich kein richtiger Trick ist, mir aber auch das Leben erleichtert, ist Bud, der Pappkartonzerkleinerer. Mit so schwachen Handgelenken brauche ich für alles eine Schere. Sogar für Leckerlietüten! Pappe für den Müll klein zu reißen, erledigt deshalb Bud. Er hat seinen Spaß daran und ich muss die Fetzen dann nur noch in der Tonne versenken.
Was ich gern noch trainieren würde, wäre, dass mir die Hunde beim Klamotten ausziehen und vielleicht sogar Anziehen behilflich sind. Im Moment muss ich jedesmal meinen Freund um Hilfe bitten, der aber auch nicht immer da ist. So steckte ich schon mal ein paar Stunden in einem dicken Anorak fest, dessen Reißverschluss für mich unerreichbar war, weil sich die Arme nicht hatten beugen lassen. An den Reißverschlüssen sind nun lange Bänder, die hoffentlich bald von zwei hilfsbereiten Dackeln geöffnet werden.
Alles in allem finde ich, ist es durchaus möglich trotz einer körperlichen Einschränkung wie Rheuma einen Hund zu versorgen und mit vielen vielen Hundekeksen ist es sogar möglich, kleine Aufgaben im Alltag an den lieben Vierbeiner abzugeben, die einem Rheumatiker das Leben erleichtern. Natürlich hängt es auch von der Größe des Hundes ab- einen Rottweiler festhalten könnte ich wahrscheinlich nicht – und auch von der Art der rheumatischen Erkrankung. Schließlich ist Rheuma nicht gleich Rheuma. Aber zurück zum Thema “Hund”: Es mag nicht immer einfach sein und viele tolle Hundesportarten kann man von vornherein vergessen (nämlich alle, bei denen man viel rennen muss) und auch das sollte man natürlich bei der Rassewahl berücksichtigen, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Wuff! 😉
Huhu,
Toller Artikel, er hat mich sehr inspiriert.
Ihr macht das beste aus der Situation und ich muss sagen ich bin begeistert vom Wäschehund. Oh Kylar auf dich kommen schwere Zeiten zu.
Schön das du deine Hunde nicht als Hindernis siehst und ihnen nützliches für euren Alltag beibringst.
Ich drücke euch die Daumen das es weiter so toll funktioniert.
Socken ausziehen können sie bestimmt lernen. Vielleicht auch Hose. An jedem Hisenbeim zieht dann ein Hund. Teamwork.
Liebe Grüße und nasse Küsse
Eva und Kylar
Ersteinmal wünsch ich dir alles Gute!
Du machst das toll!
Und: ich habe eine Muskelschwäche und bin auf den Rollstuhl angewiesen.
Meine Hündin ist zwar auf dem Weg zum Assistenzhund – aber ich mach eine Selbstausbildung – also auch das Leine ziehen hab ich selbst abgewöhnt. Denn wenn sie zieht ist es für mich schwer – vor allem bei Kälte