Wer uns auf Instagram folgt, der hat es bestimmt mitbekommen, dass wir vom 20.-22.4. in Niefern-Öschelbronn auf das 2. Hundesymposium zum Thema “Stress, Angst und Aggressionen beim Hund” von Steffen Roller eingeladen waren.
In mir hat dieses Wochenende voller hochkarätiger Informationen mit top Verpflegung und einer einzigartigen Stimmung einiges bewegt. Zunächst einmal fände ich es sehr sehr sinnvoll, wenn solche Veranstaltung von mehr “normalen” Hundehaltern besucht werden würden. Ich würde mal schätzen, dass das Symposium zu 90% von Hundetrainerinnen besucht wurde.
Ich habe als “normale” Hundehalterinnen soviel mitnehmen können und sehe Lola mit ganz anderen Augen. Ich achte noch viel mehr auf ihre Körpersprache, auf meine Körpersprache und ihr Verhalten allgemein. Ich denke, es steht in unserer Verantwortung, uns zu informieren so gut es geht, und da reicht ein Buch vielleicht oft nicht aus. (Interaktive) Vorträge, so wie ich sie in diesen drei Tage gesehen habe, sind oftmals wertvoller und die Informationen leichter zu verarbeiten.
Vor allem bei so wunderbaren Referenten, die alle ihre Berufung gefunden haben. Ich finde es so fantastisch solchen Menschen zu lauschen, die mit ihrem ganzen Herzblut Hunde resozialisieren oder sie einfach bei sich lassen, wenn sie nicht mehr vermittelter sind.
Oder ihre ganze Energie der Forschung und der Beobachtung widmen, damit wir vielleicht im Ansatz verstehen können, wie manche Dinge funktionieren. Oder, die es sich auf die Fahne geschrieben haben, den Hundesport zu revolutionieren, damit dort ohne Stress und Aggressionen gearbeitet werden kann.
Das war meine erste Erkenntnis. Wir sollten also versuchen, uns wieder mehr auf uns und unsere Fähigkeiten zu besinnen, in uns hineinhören und uns selbst weiterbilden. Es klappt oft einfach nicht, dass man zum Hundetrainer geht, der “verschreibt” eine Trainingspille und dann ist’s wieder gut. Wir stehen da in der eigenen Verantwortung unseren Hunden gegenüber. Btw. bei Steffen zum Beispiel findet ihr einige gute Veranstaltungen im nächsten Jahr. Hier könnt ihr euch dazu informieren.
Kommen wir zu Erkenntnis Nummer zwei. Wir Menschen sind schon echt krass drauf und treten unsere Umwelt mit Füßen…bitte entschuldigt die Ausdrucksweise, aber manchmal dachte ich mir wirklich, das darf doch nicht war sein…
Da müssen Füchse für die Pelzproduktion in winzigen Käfigen leben und damit das leichter zu händeln ist, werden nur Füchse für die Zucht verwendet, die ein geringes Aggressionspotential haben. Man könnte ja auch einfach ganz auf Pelz verzichten. Das Gleiche wird mit Kampfhähnen gemacht…wie kommt man eigentlich auf so eine Idee?
Mit diesen Beispielen wurden übrigens gezeigt, dass Aggression doch durch Zuchtselektion beeinflusst werden kann. Es wäre also durchaus möglich bei unseren Hunden die Aggression schon auf diesem Wege einzudämmen, was natürlich nicht heißt, dass wir Menschen, dass dann nicht mit falscher Erziehung, falschen Reaktionen, usw. wieder negativ beeinflussen können.
Ein Thema in dieser Hinsicht fand ich auch krass…warum werden Herdenschutzhunde zum Beispiel aus Bulgarien nach Deutschland gebracht? Dass das nicht gut gehen kann, ist doch vorprogrammiert, diese Hunde sollen Wölfe oder sogar Bären von der Herde fernhalten, wie soll das bei uns hier in Deutschland funktionieren? Und das Perverse ist, dass damit noch Geld gemacht wird…bitte bitte achtet ganz genau darauf, von welcher Stelle ihr euch einen Hund zulegt. Und bitte nicht über Ebay-Kleinanzeigen, Facebook, etc.
Erkenntnis Nummer drei: wir müssen zurück zur Natur. Her mit Natürlichkeit, Bauchgefühl und gesundem Menschenverstand. Weg mit starren Trainingsphilosophien, jeder Hund ist anders, jeder Mensch ist anders. Wir sollten eher Hilfe zur Selbsthilfe erhalten, viele Hundetrainer machen das auch schon wunderbar. Zum Beispiel die liebe Sarah von Bothshunde, die auch beim Symposium dabei war und mir bei Lola und unserem Grantelproblexm hilft. Sie setzt auf kein spezielles Trainingskonzept, sondern auf ihr ureigenes Bauchgefühl und vermittelt dies ihren Kunden.
Es gibt viele Hunde, die nur wegen falschen Trainingstips im Tierheim gelandet sind. So wurde aus dem Austesten eines Welpen, ob er sein Futter verteidigen darf, eine handfeste Ressourcenaggression gemacht. Im ersten Schritt auf das Bauchgefühl gehört und dann (leider) auf den Trainer. Hier sind beide Seiten gefragt, Halter und Trainer.
Einfach mal stillsitzen und den Hund beobachten, eine Auszeit nehmen und die Feinheiten der hündischen Kommunikation aufnehmen, sie sind doch wirklich ein Wunder, unsere Fellnasen.
Ihr Lieben, es lohnt sich also wirklich, eine solche Veranstaltung zu besuchen und ich hoffe ich konnte euch meine Erkenntnisse ein wenig näher bringen.
Eure Julia ♥
Deinen Beitrag, liebe Julia, kann ich absolut unterschreiben!
Im Nachhinein ärgere ich mich schon ein bisschen, das Symposium nicht besucht zu haben, denn mit Toni beschäftigt mich vor allem das Thema Stress und Aggression doch sehr. Glücklicherweise war unsere Hundetrainerin dort und kam zurück mit einem Kopf voller neuer Inspirationen und Ideen 🙂
Ich bin auch “nur” Hundehalterin, doch habe in der letzten Zeit so viel an Vorträgen und Seminaren zum Thema Hund mitgenommen. Ich bin regelrecht heiß geworden auf immer wieder neuen Input, weil es mir so viel Freude macht, mehr über meinen Hund und Hunde allgemein zu erfahren. Ich finde es immer wieder erschreckend, wie wenig viele Hundebesitzer doch über Hundeerziehung und vor allem Hundeverhalten wissen. Verstehen die denn nicht, dass Verständnis für das, was der Hund tut oder nicht tut, so wichtig für das Zusammenleben wäre und so viel für die Mensch-Hund-Beziehung täte?
Der Weg zur Hundeschule ist sicherlich der erste gute Weg, aber wie du schon sagst, die bloße Trainingspille bringt’s auf Dauer nicht 😉
Liebe Grüße
Franzi mit Toni
Das freut mich, liebe Franzi, und ich finde es klasse, dass du dich auch weiterbildest 😀
Anscheinend nicht, was ich sehr schade finde 🙁
Ganz liebe Grüße
Julia
Hallo Julia!
Danke fürs Teilen der tollen Erkenntnisse! Ich stimme voll zu! Es war- und ist zeitweise immer noch- schwer für mich, auf mein Gefühl zu hören, wenn es um Erziehung, Gesundheit und Beschäftigung eines Hundes geht. Doch ich fühle mich auf einem guten Weg. Seit ich eine tolle Hündin an meiner Seite habe, fällt mir auch unser oft rücksichtsloses Verhalten der Umwelt, den Tieren und auch anderen Mitmenschen gegenüber NOCH mehr auf und berührt mich emotional mehr. Ja, jedes Wesen ist anders. So ein Beitrag ist Gold wert!
Lieben Gruß,
Jule
Liebe Jule,
vielen Dank, das freut mich sehr 🙂
Liebe Grüße
Julia
Der Artikel zum Thema Bauchgefühl steht bei mir schon lange auf der Agenda. Es nützt dir ichts, das tollste Trainingskonzept anzuwenden, wenn es weder zu dir, noch zu deinem Hund passt. Als wir noch in Deutschland gelebt haben, hatten wir zum Glück eine Hundetrainerin, die uns da abgeholt hat, wo wir standen 🙂 . Und noch was habe ich gelernt: Auch auf mich (und meinen Bauch) zu vertrauen – und meinem Hund! Das führt zu mehr Gelassenheit bei Hund & Halter, somit zu weniger Stress. Viele Hundemenschen kommen aus dem Teufelskreis falscher Erwartung, zuviel Training und daraus resultierender Enttäuschung gar nicht mehr raus. Eine Portion mehr Entspannung tut Zwei- und Vierbeinern gut.
Genau so ist es, liebe Barbara 🙂