Hundemenschen… nur Bekloppte

Viel Arbeit. Noch mehr Termine. Leicht gestresst in den letzten Wochen..

Und dann endlich ein Stündchen Zeit am Wochenende. Herrlichstes Wetter, laue Temperaturen bis in den Abend. Terrasse, Liegestuhl, kühles Getränk, Tablet auf den Knien… und was mache ich? Anstatt mal ein bisschen auf dem Laufenden zu bleiben in Sachen Mode, Trends für den Haushalt oder gar sommerliche Ernährung… erstmal in den einschlägigen Hundeforen und –gruppen stöbern, was es so Neues gibt.

Ist euch schon mal aufgefallen, wie viele dieser wildromantischen Bildchen und Texte in Sachen Hund-Mensch-Beziehung so durchs Netz geistern?

„Hundeliebe – ein Leben lang“ ist noch so die harmloseste Variante. „Nur wer jemals in die Augen eines Hundes geschaut hat, weiß, was wirkliche Liebe ist“ überschreitet da für meinen Geschmack schon Grenzen…“Sie sind so dankbar und geben dir alles 1000fach zurück“ verweise ich ins Reich der Träume!

Geradezu altmodisch kommt da ja die Nummer mit dem „besten Freund des Menschen“ daher.

Wer all diese Bildchen voller Inbrunst an seinen Kühlschrank heftet und in den sozialen Netzwerken fleißig teilt, sollte jetzt besser nicht weiterlesen. Oder sich eine Tüte bereitlegen (ihr wisst schon… die, die im Flugzeug im Sitz vor euch klemmen!)

Ich gucke mich um.

Fräulein Vizsla bewacht den Grill als ginge es um die Vermeidung des Hungertodes.

Herr Terrier hingegen bearbeitet seinen neuen Ball mit einer Hingabe, die ihresgleichen sucht.

Ich scheine gar nicht zu existieren. Bin offensichtlich gerade nicht ihr bester Freund.

Das Vischeltrinchen würde mich wahrscheinlich in diesem Augenblick für das erste Stück von diesem Edelstahltrümmer an die Organmafia verkaufen. Um hinterher zu bedauern, dass ihr Kühlschranköffner (deshalb bin ich ihr bester Freund!) verschwunden ist.

Auch die Sache mit der Dankbarkeit ist irgendwie eine sehr zweifelhafte Angelegenheit. Der Terriator kam noch nie mit einer Rose in der Schnauze ums Eck, nur weil ich drei Mal in zwei Stunden Kotze vom Parkett gewischt habe.

Auch haben beide Hunde mir noch nie Kaffee ans Bett gebracht, weil sie in der Nacht wie wild geklingelt haben, dass sie JETZT und UNBEDINGT rausmüssen, nur um dann die Rasenkanten nochmal zentimeterweise abzuschnuppern und relativ blöd in der Gegend rumzuglotzen. Solche Dinge geschehen bei uns immer zwischen zwei und fünf in der Nacht… auf dass man ja nicht wieder einschlafen kann!

Ich denke an die netten Momente (haben wir reichlich, auch wenn das hier gerade nicht so klingen mag!). Ist es wirklich Liebe? Oder haben sie einfach nur im Hinterkopf, dass Menschen bereit sind vor Freude auszurasten, sie mit Leckerchen vollzustopfen und ihnen am Abend mindestens die Hälfte des Sofas und Bettes zu überlassen, nur weil sie mal die Pfote gegeben haben?

Apropos, jeder mit Hund kennt es: Sofazeit, Krimi läuft, Fräulein Vizsla nimmt den Raum ein, von dem sie meint, dass er ihr zusteht. Pfoten bis zu meiner Schulter, quer über Hüfte und Knie. Und während ich mir überlege, wie lange es beim letzten Mal gedauert hat, bis mein Orthopäde Zeit für mich hatte, schnarcht der kleine Topterrorist an meinem Hals lauthals. Noch vor dem ersten Mord schlafen mir Arme und Beine ein, aber was willst du machen. Sie sind gerade so entspannt. Eine halbe Stunde (und drei falsche Verdächtige) weiter stellst du fest, dass du mal aufs Klo müsstest. Aber natürlich versetzt du dich eher in einen hypnoseähnlichen Zustand, um nicht auf die Couch zu machen, bevor du die Köter verjagst. Sie liegen da gerade wirklich so herzallerliebst.

Momente wie diese könnte ich – durchaus selbstkritisch – noch zig anführen.

40 Grad Fieber? Egal, die Hunde brauchen ihren Gang.

Deine beste Jeans hat Löcher, aber die Hunde haben Halsbänder in gerade angesagtem „metallic“ für die Stadt und mit Edelweiß für den Urlaub in den Alpen.

Beim Biometzger hyperventilierst du, weil der Kilopreis für dein Steak bei 80,90 € liegt. Für den Hund, der sich sonst nicht entscheiden kann, ob er zuerst Pferdeäpfel oder die Kuhscheiße auf dem Weg fressen soll, darf es aber selbstverständlich mit der Flasche aufgezogenes Milchlamm sein, angereichert mit Amaranth und handgepflückten Brombeeren.

Die Handynummer des besten aller Ehemänner erscheint mir auch nach so vielen Jahren ähnlich kryptisch wie der Satz des Pythagoras, aber die Inhaltsstoffe des Futters meiner beiden Lieblinge könnte ich nachts um halb drei auswendig aufsagen.

Und wenn wir schon beim Handy sind: gute 4.000 Fotos sind drauf. Und mein Mann nur, wenn er zufällig neben den Hunden stand. Behauptet er jedenfalls.

Meine Freundesliste bei Facebook liest sich wie eine Aneinanderreihung von Bekloppten: fast nur noch Hundemenschen. Sie können Plätzchen ausstechen in der Form eines Knochens, backen Kuchen an den Geburtstagen ihres Hundes aus Haferflocken und Hackfleisch und fahren an Silvester an die stillsten Orte, die sie früher zu ihren wilden Zeiten nicht einmal gekannt haben!

Hach, ich könnte stundenlang weitermachen.

Aber um zum Ausgang zurückzukommen: sind sie meine besten Freunde?

NEIN! Meine besten Freunde heißen anders!

Aber ich komme zu dem Schluss, dass man die Geschichte anders angehen muss. Wie alles im Leben ist es eine Sache der Perspektive. Ich weiß, dass ich das Personal meiner Hunde bin. Und ich habe mich damit abgefunden. Nein, besser, ich bin das gerne.

Das ist selbstgewähltes Schicksal. Ich mag das.

Ich erfreue mich an dem Gedanken, dass es ihnen gut geht.

Ich freue mich darüber, dass sie sich jeden Abend auf dem Sofa für mich entscheiden. Für Nähe, für gekrault werden und für Vertrauen.

Ich will – mehr als eine neue Jeans – dass es ihnen gut geht.

Dass sie eventuell sogar ein bisschen vergessen, dass es auch mal anders war.

Auch wenn sie mich nicht „lieben“ im klassischen Wortsinn. Sie sind Teil meiner Familie.

Nicht so, wie es diese ganzen Sprüche vermitteln wollen. Anders. Aber auf gar keinen Fall schlechter!

Und, ja, ich würde jederzeit sagen, dass ich sie sehr wohl liebe.

Und vor allem sind wir eins: ein tolles Team!




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