Hundeerziehung – Wartezimmergespräche

Hundeerziehung… Wartezimmergespräche

Wir alle kennen das: bei Facebook zugemüllt zu werden mit tollen Shoppingvorschlägen. Bei mir ploppt regelmäßig diese Werbung mit den ach so lustigen T-Shirts auf. Bei dem hier abgebildeten hab ich mir ja immer meinen Teil gedacht.

Bis vor ein paar Tagen.
Gespräche im Wartezimmer meines Hausarztes.

Normalerweise lässt frau sich ja nur ungern ablenken von der einmaligen Gelegenheit, sich über die neusten Entwicklungen europäischer Königshäuser zu informieren.
Frau 1 (der Prototyp der ganz ordentlichen, ich schwöre es) spricht mit Nr. 2 (man kannte sich offensichtlich) über den Hund einer gemeinsamen Bekannten.
Lautstark und mit Namen selbstverständlich. Es wurde interessant.
„Dieser Hund hat mehr Spielzeuge als unsere Kinder zusammen“… ah ja. Was soll man jetzt daraus schließen? Arme Kinder? Verwöhnter Köter?
Frau Nr. 2 (recht schrill) wusste auch EINIGES dazu beizutragen. Der Hund einer Kollegin (leider nicht namentlich) darf auf´s Sofa.
Oh ha. Es wurde spannend.
Frau 1 (die Ordentliche) bekam schon bei dem Gedanken offensichtlich Herpes. Konnte aber auch was dazu beitragen, ach… was sage ich… einen draufsetzen. „Ins Bett“… diese Schrecklichkeit wurde nur noch geflüstert.

Ab sofort habe ich nur noch für die Optik geblättert. Gleichgültiges Gesicht aufgesetzt, aber natürlich Ohren wie Rhabarberblätter bekommen.

Jetzt ging´s ans Eingemachte.
„Unhygienisch“ war noch das harmloseste, was man dazu zu sagen wusste.
Ganz schnell waren die Damen beim Thema „Vermenschlichung“.
Ab sofort habe ich inständig gebetet, dass ich noch nicht so schnell drankomme.
„Sie redet mit dem Hund“.
Oh Gott. Diese unglaubliche These musste ich erstmal verdauen.
Bisher unbeteiligt schaltete sich (wie ich fand recht ungefragt) Frau Nr. 3 ein.
„Wenn sie auch mal was dazu sagen dürfte“…
In mir schrie alles „jaaaa, sag du auch noch was… entertain me!!“
Und jetzt ging´s voran. Wie man das alles unterbinden kann (und selbstverständlich auch MUSS), warum das alles gaaaanz furchtbar ist…. Mir fehlte eigentlich nur immer der Satz „und in Afrika hungern die Kinder“.
Inzwischen wurden fröhlich Namen genannt, einige mit „die/der wohnt doch da und da…“. Sämtliche Diskretionsgrenzen wurden laut plappernd überschritten. Ein Hochgenuss.

Zwischendurch, immer wenn was besonders bedeutendes gesagt wurde, guckten die Ladies Beifall heischend in meine Richtung.
In solchen Situationen hat es sich bewährt, wissend zu nicken und irgendwas zu murmeln.
Voller Inbrunst habe ich gehofft, nicht zu dem Thema befragt zu werden. Andererseits… hätte lustig werden können.

Wie auch immer, den Übergang hatte ich irgendwie verpasst, war man beim Thema Urlaub angekommen. „Nicht mal da geht´s ohne die Viecher!“
Nein… wie können diese Menschen nur? Wo es doch so gute Tierheime gibt. Aber auch hier habe ich mich mit meiner bescheidenen Meinung mal zurückgehalten.
Frau Nr. 3 (inzwischen wusste ich auch, über wen sie sprach) wurde aufgerufen. Sie nahm es mit offensichtlichem Bedauern hin.
Frau Nr. 1 fing an, an sich rumzuzupfen. Sie hatte wahrscheinlich bei dem bloßen Gedanken an Hundehaare schon ein Problem.

Während ich mir, nach einem verstohlenen Blick auf die Uhr, Sorgen gemacht habe, ob der Terriator und das Vischeltrinchen wohl so langsam ihrer inneren Uhr folgend ihre Sessel verlassen haben und an ihren Pötten klappern, damit die Kühlschranköffner auch ja nicht die Zeit vergessen, waren die Damen zu dem Entschluss gekommen, dass sich so mancher wirklich zum Sklaven seiner Haustiere macht.

Ja! Das ist wohl so!
Und das auch noch gerne!
Meine Hunde bekommen etwas vom Tisch!
Bevorzugt wenn ich fertig bin… aber nicht immer… ehrlich gesagt.
Sie residieren auf dem Sofa und der Mini-Spinner auch im Bett.
Meistens gehen sie auch zuerst durch die Tür.
Und wenn es schlecht läuft, zieht einer an der Leine wie ein verdammter Brauereigaul (ich versuche dabei immer möglichst elegant auszusehen).
Sie betteln um Kekse und Fischleckerchen. Und das führt regelmäßig zum Erfolg.
Und, in den Augen der Ladies wahrscheinlich das schlimmste, ich hab kein Problem damit!
Deshalb reißen die beiden schon nicht die Weltherrschaft an sich.
Sie klauen kein Essen, wenn ich das Sofa für mich MÖCHTE, verstehen sie das und wenn sie den Satz „Lecker ist alle“ (ich entschuldige mich bei allen Germanisten für diese Formulierung) hören, dann trollen sie sich auf ihren Platz.

Meine Wartezimmergesellschaft mag das Sklaverei nennen, ich nenne das Symbiose.
Sie gehören zur Familie.

Ich hatte meine helle Freude an diesem Gespräch. Und ich bin auch immer ganz begeistert von Menschen, die so viel schlaue Dinge von sich geben können, ohne jemals in die Praxis reingeschnuppert zu haben.
Es war wahrscheinlich meine mir angeborene Bockigkeit, dass ich bei Verlassen des Wartezimmers noch kurz einen Satz fallengelassen habe, der bestimmt tötende Blicke ausgelöst hat.
Aber ich habe freundlich dabei gelächelt. Ehrlich.

 




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