Ich muss mich entschuldigen…

Ihr werdet es bemerkt haben: Herr Terrier und Fräulein Vizsla waren ein paar Tage an der See.

Bestes Wetter, traumhafte Strände, viele Menschen mit noch mehr Hunden.

Der beste aller Ehemänner und ich hatten Zeit für ausgiebige Gänge am Meer, die Hunde haben rundum glücklich und zufrieden am und im Wasser gespielt und während Göttergatte und ich in den Dünen windgeschützt die Sonne genossen haben, lagen der Terriator und das Vischeltrinchen brav bei uns.

Stooooppp… zurück auf Anfang.

Wer uns kennt, weiß: so war es natürlich nicht.

So war nur der Plan. Die Wirklichkeit sah anders aus.

Schon auf dem Parkplatz am Strand gab es den ersten hysterischen Anfall des kleinen Spinners. Im Nachbarwagen saß auch ein Hund. Noch nicht ausgestiegen, hat Bruno von vornherein klar gemacht, dass das hier definitiv sein Revier ist.

Ich hatte kurz das Gefühl, der Taubheit ein bisschen näher gekommen zu sein, aber das mochte täuschen.

Hoch erhobenen Hauptes ausgestiegen, leicht gelächelt, das braune Reh aus dem Kofferraum geholt und es konnte losgehen in Richtung Strandaufgang.

Wer schon in Holland Urlaub gemacht hat, weiß, dass zuerst die Dünen überquert sein wollen, bevor es an den Strand geht.

An der Box mit den Kacktüten hab ich mal vorsichtshalber anderen den Vortritt gelassen. Herr Terrier schien ungeduldig zu sein.

Auf dem obersten Punkt des Weges angekommen, wusste dann auch irgendwann der letzte Strandbesucher, dass WIR jetzt da sind.

Mein liebes Bernsteinauge quietscht vor Freude beim Anblick des Meeres. Benimmt sich aber.

Mein kleiner Hooligan brüllt schon von oben runter „Platz da, wir kommen jetzt!“.

Leine kurz. Stramm an allen und allem vorbei in Richtung menschenleerer Strand.

Und endlich konnte es so laufen, wie es laufen sollte: Leine ab, Vischelinchen dreht große Kreise und freut sich ein Loch in den Bauch, dass sie mal wieder hier ist.

Top-Terrorist schien geplant zu haben, in diesem Jahr „Seepferdchen“ zu machen. Er war nicht aus dem Wasser rauszukriegen. Herrlich.

Die wenigen Menschen, die wir gesehen haben wurden nicht beachtet, Nicht Jogger, nicht Hundemenschen. Bei mir setzte Entspannung ein.

Und dann kam, was nicht kommen sollte.

Ein Herr mit Boxer (schönes, imposantes Tier) und Frisbeescheibe, die mir leider etwas zu nahe kam… Was auch immer alles den Terroristen störte … seine Aufmerksamkeit war gesichert.

Pfeilschnell aus dem Wasser und sich mit diesem „ich hab die dicksten Eier“- Gebaren vor dem Boxer aufgebaut. Jeglicher Hinweis darauf, dass er gar keine mehr hat, kommt in dieser Situation bei ihm nicht an.

Mangelnde Fairness oder gar Hinterhältigkeit kann ich ihm nicht vorwerfen: er hat mit jeder Faser seines kleinen, patschnassen Körpers klargemacht, dass er zu allem bereit ist. Frauchen verteidigen, das sanfte Vizslamädchen verteidigen, Herrchen verteidigen, auf Kehle zu gehen. Kurz gesagt: den Krieg zu gewinnen. Jeder Versuch des Boxers, an seine Frisbeescheibe zu gelangen, wurde mit einem Knurren bedacht, dass eindeutig signalisierte: komm mir näher und deine Zuchtlinie ist beendet.

Der halbe Strand wurde aufmerksam. Zum Glück ist Herr Terrier in seinem Geschirr gut zu packen. Hochnehmen, schütteln, Ansage. Weg. Nichts passiert.

Und es kam, wie es kommen musste. Meine Lieblingssätze fielen.

„Es sind immer die kleinsten mit der größten Klappe“.

„Typisch Terrier“.

„Ist der nicht ausgelastet?“.

Ich habe es schon lange aufgegeben, mich in solchen Situationen für Bruno zu rechtfertigen. Zu erklären, was ihn so hat werden lassen.

Dass er nicht immer so ist. Um Verständnis zu werben mit dem Hinweis darauf, was dieses Kerlchen schon alles erleben musste.

Boxerherrchen murmelte „blöder Köter“ … und ich konnte ihn verstehen.

Aber ich muss auch mal eine Lanze brechen für die kleinsten. Für Terrier.

Die meisten sind toll. Super sozialisiert. Und gut ausgelastet.

Nicht nur die, die nur so wirken, weil sie rund und faul gefüttert wurden. Nein, die, die von Anfang an die Welt richtig erklärt bekommen haben.

All das gilt für Bruno nicht.

Ihm hat in seinem ersten Leben niemand erklärt, wie toll die Welt ist. Ganz im Gegenteil. Dieser Kerl hat nur gelernt: die Welt ist böse, du wirst verletzt und du musst alles tun, um dich zu wehren und vor allem die Kontrolle zu haben.

Ich entschuldige mich gerne für das Benehmen des Terriators. Ich weiß auch, dass das unangenehm ist.

Aber ich weiß im Gegensatz zu den Umstehenden, was ihn so hat werden lassen. Und das lässt mich immer noch eher an der Menschheit zweifeln als an den kurzbeinigen Böslingen, zu denen Terrier gerne mal gemacht werden.

Vielleicht denkt ja der ein oder andere mal daran, bevor es einen Kommentar gibt.

Und mir bleibt nur nochmal, mich zu entschuldigen bei dem Boxerherrchen: dein Hund war toll. Cool reagiert! Und dein „blöder Köter“ war auch irgendwie okay… wirklich.

Auch wenn ich das natürlich anders sehe. Er ist mein ein und alles. Der Herzenshund, der nur mal wieder zu den falschen Mitteln gegriffen hat.

Und dem es schon zwei Meter weiter wirklich leidgetan hat. Daran lässt er auch keinen Zweifel.

Aber das sieht dann schon niemand mehr.




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