Kathy & Ich – miDoggyBucketListChallenge Tag 6

Wer kennt sie nicht, die chaotische Geschichte von der Familie, die sich einen Hund zulegt und am Ende weinen alle.
Nun, ganz so chaotisch ist es bei mir nicht. Zumindest nicht von der Seite des Hundes.

Es war vor inzwischen knapp drei Jahren. Meine Welt, wie ich sie kannte wurde auf den Kopf gestellt. Das letzte bisschen Familie, das ich noch hatte war weg. Also begann das übliche Prozedere. Einigeln, Verkriechen, usw.
Ich entschied mich, dass etwas grundlegendes passieren muss, da bereits so vieles passiert war. Meine damaligen Freunde bestärkten mich in meiner Entscheidung – viele von ihnen sind nicht geblieben, doch der Hund schon.

Da die ansässigen Tierheime wirklich beschissene Öffnungszeiten hatten und auch zu diesem Zeitpunkt eher größeres Kaliber beherbergten schaute ich mich in der digitalen Welt um. Nicht das Wahre, aber ich wollte ja weder zu viel Menschenkontakt, noch groß vor die Haustür. Dafür darf man mich gerne Verurteilen. Es war so und jetzt kann ich es sowieso nicht mehr ändern.

Dann sah ich sie…

So kam dann kurz darauf das fellige Tier aus Rumänien. Ich war gespannt. Es konnte ja alles auf mich zukommen. Doch schon allein von den Bildern her wusste ich: “Sie muss es sein!”
Es war ein sonniger September Samstag, der 20te. Nachdem wir dann bei mir waren, kläffte sie erst mal ihr Spiegelbild in der Glastür an, erschrak vor ihrem eigenen Schatten, markierte den Teppich vor dem Ofen und das große Kissen auf dem Sofa. Die Katzen haben sich danach erst mal im zweiten Geschoss verschanzt.
Ach ja, das war eine Nacht. Sie war so aufgeregt, dass sie kein Auge zutat. Ich schlief viel fern. Zwischendurch tingelten wir durch die beleuchteten Straßen meines Kaffs.

Der Oktober kam. Wir lernten meinen “Hundemenschmentor” kennen. Wir arbeiteten noch intensiver. Wir arbeiteten überhaupt. Ich lernte viel über Hunde und vor allem über Kathy. Nicht drüber beugen! Geduld! Körpersprache!

Irgendwann wurde es kalt und kälter. Im Dezember als sich der erste Schnee über die Felder legte schafften wir es zeitweise bereits ohne die Schleppleine. Wir tollten durch das frostige Weiß und verbrachten die Nachmittage vor dem Kamin und mit einem Buch. Naja, ich las. Kathy schlief. 
Etwa zur selben Zeit schafften wir es auch, die Katzen an den Hund zu gewöhnen. Es war zu schön. Die gemeinsamen Stunden – manchmal sogar auf dem Sofa.

Der Frühling kam. Die Schleppleine wurde immer weiter in die hinterste Ecke der Hundeutensilien verbannt. Wir arbeiteten mindestens einmal die Woche im Rudel – keine Hundeschule, alles Menschen, Individuen. Sie lernten mit einander. Die kleine Emma lernte nicht nicht dem großen Pauli zu vertrauen, sondern auch der feschen Kathy – außerdem konnte man mit ihr sogar Spaß haben, wenn man sich denn traute.

Irgendwann, für die einsamen Spaziergänge, kam dann noch ein Vibra Halsband hinzu. Es sollte helfen, dass Kathy aus ihrem autarken Zustand wieder zurück fand. Quasi wie ein anstupsen. Interessanterweise funktionierte es bald besser als die Schleppleine. Mutmaßend würde ich behaupten, sie nahm es als Vertrauensbonus. Ohne Leine kann man außerdem das Frauchen auf viel besser anspielen. Ein wundervoller Moment, wenn sich der Hund sonst kaum für einen interessiert.

So waren wir bereits im Mai soweit auch das Vibra Halbsand an den Nagel zu hängen. Sie träumt zwar heute noch gerne stundenlang an einem Grashalm, doch sie ist wesentlich besser auf einen Pfiff – oder auch mal zwei, drei  – konditioniert.
In Situationen wie an Ostern, wenn man voll Freude auf eine Wanderung geht und dann auch noch ein Stück Strand auftaucht, ist sowieso alles zu spät. Da wir getobt, gerast und die Lebensfreude ausgelebt. Da liebt man die Ulknudel so sehr, dass nicht einmal der Groll eine Chance hat, weil man sie eigentlich gerade abgerufen hatte.

Kadavergehorsam ist dem Wirbelwind ein Fremdwort. Doch so kann es genauso gut passieren, dass sie alles gelernte auf einen Schlag abspielt… Hauptsache es gibt die Frisbee, den Ball oder das Stöckchen, manchmal sogar für ein Leckerli.

Der Hund ist Empath. Das ist bekannt. Das ist gut so. Das gibt Halt.
So krempelten wir gemeinsam mein Leben auf den Kopf. Gemeinsam lernten wir was Geduld ist, das Lernen schön sein kann und auch, dass es wichtig ist zur Ruhe zu kommen. Das wir aufeinander achten, uns respektieren und eine gewissen Gemeinschaft bilden.

Das soll nicht heißen, dass mir meine bessere Hälfte egal ist, aber sie ist ein Mensch. Menschen tun verletztende Dinge. Menschen treffen Entscheidungen – manchmal bewusst oder unbewusst – die nicht im Sinne der Gemeinschaft oder des Anderen sind. Ich sah in meinem kurzen Leben so viele Menschen kommen und gehen, dass ich zwar Angst habe jene zu verlieren, die mir zur Seite stehen, aber mir auch im Klaren bin, dass sie plötzlich einfach weg sein können.

Dann ist da noch Kathy. Eine Verbindung, die besteht.

Sie hat es oft nicht einfach mit mir, mit all meinen Emotionen, meinen Zweifeln. Dennoch hält sie zu mir, so gut sie eben kann und dafür bin ich ihr zu unendlichem Dank verpflichtet.
Sie hilft mir an so vielen Tagen, an jedem Tag, obwohl sie unter mir leiden muss. Das kann man gar nicht in Worte fassen. Ich freue mich auf jeden Tag mit ihr. Auf jeden Tag, an dem wir – gemeinsam, auch mit Lieblingsmensch – die Welt erkunden.

 

 

Ich bin glücklich über jede Minute, die sie mich die letzten knapp drei Jahre begleitet hat. Ich bin glücklich über jeder die noch kommt. Vor allem aber über den Moment, wenn ich hinter mich schaue, sie enspannt mit ausgeroller Rute und dösend in ihrem Körbchen liegt – oder auch mal mitten im Büro – und weiß, dass sie keine Angst haben muss. Mir ihr Vertrauen und bedingungslose Liebe schenkt und das ganz ohne eine Gegenleistung zu erwarten – außer sie muss so hässliche Gittertreppen runter. Da muss ich vorlaufen um zu zeigen, dass da ja nichts passieren kann. Oder ein Ast auf dem Weg liegt, der ja in Wirklichkeit ein furchtbar böses Monster sein kann.

Sie erdet mich.
Sie ist mein Seelenhund.

 




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