Pauschaltraining aus der Schubladenkiste im Düsseldorfer Süden

Hallo zusammen, ich habe auf meinem Blog www.hundaengstlich.wordpress.com soeben einen Artikel über unsere erste Hundetrainerin veröffentlicht. Dieser Artikel ist mir nicht leicht gefallen, weil mich seit dem Training endlose Gewissenbisse quälen und ich weiß, dass wir zu Mias Angst beigetragen haben. Habt ihr schon ähnliche Erfahrungen mit Hundetrainern gemacht? 🙁

Wir wurden über das Internet auf unsere erste Trainerin aufmerksam. Nach den Suchbegriffen Welpenspielgruppe und Welpenerziehung stießen wir auf ihren Namen und die Homepage wirkte plausibel und kompetent.

Nach einem freundlichen Telefonat und einem kurzen Email-Austausch stand auch schon unser erster Termin einen Tag später fest. Wahnsinn, keine Anamnese o.ä., wir konnten einfach der nächsten Gruppe beiwohnen und die Trainerin wollte sich ein Bild von Mia und uns verschaffen.

Am nächsten Tag ging es also in einen Düsseldorfer Waldabschnitt. Wir hatten unseren Hund im Gepäck, etwas Weiteres wurde nicht verlangt. Nach kurzem Suchen stießen wir auf die Gruppe. Es folgten erste kurze, freundliche Smalltalk-Gespräche á la “Die ist aber süß, wie alt ist sie?”. Kurz darauf stellte sich die Trainerin vor, eine kleine kurzhaarige Frau. Sie wirkte etwas resolut, jedoch nett und auf ihre Art witzig. Dann begann das Training.

Wir stellten uns alle wie angeordnet in einem Kreis auf. Das Training begann locker mit einer Spieleinheit. Dazu wurden erst einige friedliche Welpen und Junghunde abgeleint und durften miteinander spielen. Die bekanntermaßen Wilderen sollten zunächst an der Leine bleiben. Wenn die Hunde zu stark zogen, sollten die Halter sich so auf die Leine stellen, dass der Hund sich nicht wegbewegen kann. Frustriertes Bellen und Winseln war da vorprogrammiert und sollte ausgehalten werden.

Nach kurzer Zeit durften auch die wilderen Hunde abgeleint werden und mischten die friedlichen, ängstlichen Hunde auf. Mia war eine von den wilderen. Sie stürmte in ihren 5 Minuten mit gekniffenem Schwanz über den Übungsplatz und durch den Wald, teilweise aus Sichtweite. Sie sprang auf die anderen Hunde drauf, rollte über sie hinweg, biss ihnen beim Rennen spielerisch in die Ohren und in die Pfoten. Nicht selten unterwarfen sich Hunde, quiekten laut auf oder fingen an, Mia durch Schnappen oder Zähnefletschen zu warnen. Die Trainerin fing Mia ein und wir sollten sie zunächst wieder an der Leine halten. Mia begann durchweg zu winseln und zu fiepen, doch laut Trainerin sollten wir ihren Frust aushalten.

Nach dieser chaotischen Spieleinheit wurden zunächst “Sitz” und “Bleib” trainiert. Alles mit Leckerlies und friedlich. Hier zeigte sich, dass Mia besonders lernwillig und schnell im Training war (Ich glaube, dass ihr diese Eigenschaft später noch zum Verhängnis wurde, da sie grundsätzlich schnell als “fertig” abgestempelt wurde).

Ab diesem Tag wiederholte sich das Training 2x wöchentlich. Uns blieben also noch 3 Trainingseinheiten bis zum Ende unseres Urlaubs. Wir hatten natürlich das Ziel, dass Mia im Anschluss mit zu meiner Arbeit kommen konnte.

In den nächsten Trainingseinheiten wurde das Training etwas strenger und intensiver. Die Trainerin, sehr getrimmt auf Gehorsam und Konsequenz, wollte dass die Befehle korrekt ausgeführt wurden oder es folgte Bestrafung. Die Trainerin war auch der Ansicht, dass Hunde nicht spielen müssten. Ihre Hunde hätten ihr Leben lang keine Spielzeuge besessen. Ich denke, dies muss jeder so handhaben wie er es für richtig hält. Doch für diese Person war diese Ansicht ziemlich bezeichnend. Die Hunde lernten nun “Nein”. Dies geschah aus heutiger Sicht mit einer ziemlich kontroversen Methode. Dem Hund wurde ein Leckerli hingehalten und er wurde ermuntert, danach zu schnappen. In dem Moment, wo der Hund das Leckerli ergreifen wollte, kniff/griff der Partner ihm in die Flanke und sagte laut “Nein!”. Als dies geschah, winselte Mia laut auf und unterwarf sich.

Wir waren damals, ich möchte es abermals betonen, jung und unerfahren. Uns kam diese Methode ziemlich daneben vor, doch die Trainerin zeigte uns das Training bei den anderen Teilnehmern und viele Hunde wirkten durchaus ungerührt und aufmerksam. Die Trainerin erklärte uns, wir müssen den Hund wie ein Rudelführer leiten und unter Rudeln wäre es üblich, dass die ranghöheren Tiere den rangniedrigeren in die Flanke zwickten, wenn ihnen etwas nicht passte. Also trainierten wir weiter. Zwischendurch kam die Trainerin wieder bei uns vorbei und sagte mir, ich solle ruhig fester zupacken, mein Hund sei schließlich kein kleiner Hund und nicht aus Zucker. Nach kurzer Zeit hatte die Trainerin es geschafft: Mia zeigte deutliches Vermeidungsverhalten, blickte uns nicht in die Augen, unterwarf sich, sobald man sich ihr näherte. Leckerlies wollte sie sowieso nicht mehr annehmen – wer sollte ihr das verdenken?

Die Trainerin musterte Mia geringschätzig, grinste dann und sagte: “Wisst ihr was? Ihr macht euch zu viele Sorgen. Mia ist eine richtige Drama-Queen. Sie hat scheinbar gelernt, dass sie mit allem durchkommt, wenn sie sich nur ängstlich und theatralisch präsentiert. Dieser Hund hat keine Angst. Trainiert weiter und sie wird merken, dass ihr Schauspiel nicht funktioniert.” Ja, das hatte sie uns gesagt. Wir stellten diese Aussage damals schon in Zweifel und trotzdem hörten wir nicht auf unser Bauchgefühl, sondern nahmen weiter an dem Training teil.

Zum Glück ging es nachfolgend nicht mehr um “Nein”, sondern um Leinenführigkeit. Auch diese Methode war meiner Meinung nicht sanft und passend für Mia. Sobald der Hund vorlief, sollte man ihm einen heftigen Impuls mit der Leine geben, am besten so, dass die Leine den Hund am Körper traf und dann die Richtung wechseln. Dieses Training hatte null Effekt auf Mia, außer dass sie sich wegduckte, sobald die Leine sich straffte. Aber dass sie bei uns gehen soll und auf uns achten sollte, lernte sie dadurch nicht.

Eine weitere Stunde, eine weitere Lektion: Rückruf. Der Hund lief dabei ohne Leine und sollte im Moment der Ablenkung zurückgerufen werden. Mia als schneller, lernwilliger Hund wurde hierzu gerne von der Trainerin als Vorführobjekt verwendet. Hörte der Hund nicht, wurde ihr mit Wucht die Leine vor die Füße geworfen – durfte gerne auch treffen – immerhin ist der Hund ja nicht aus Zucker. Sie zeigte es wie gesagt an Mia – woraufhin Mia geduckt und langsam zu ihr kroch und sich vor ihr unterwarf. “Alles nur Schauspielerei” war abermals die Einschätzung. Danach hatten wir den Entschluss gefasst, das Training zu beenden.

Ein großer Kracher kam am Ende dann aber doch noch. Als die Trainerin kam, versteckte Mia sich hinter meinen Beinen und wich ihrem Blick aus. Da sagte die Trainerin allen Ernstes: “Mia zeigt Vermeidungsverhalten. Das dürft ihr nicht zulassen, sonst wird euch das mal zum Problem.” Hallo? Hatte sie gerade ihr eigenes Urteil revidiert? Vor allem aber sagte sie uns nicht, WIE wir das Vermeidungsverhalten verhindern können. Aber das war uns auch egal. Mia hatte die Grundkommandos in Rekordzeit erlernt und noch dazu einen gewaltigen Knick in ihr Vertrauen uns gegenüber bekommen.

Noch während ich die Zeilen hier schreibe, ärger ich mich und bin entsetzt darüber, dass wir das Training damals nicht sofort abgebrochen hatten. Aber wenn man unerfahren ist und der Trainer gut reden und kompetent erzählen kann, stellt man solche Dinge vielleicht zu spät in Frage. Einige der Teilnehmer waren zudem auch extrem zufrieden mit ihr. Vielleicht gibt es Hundetypen, welche diese Art von Erziehung ohne Schaden gut überstehen. Mia gehört gewiss nicht zu diesen Hundetypen.




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