Es kommt immer anders als man denkt…

Wie so oft kommt es immer anders als man denkt… Diese Erfahrung mussten wir auch 2015 machen.

Wenn man sich einen Hund anschaffen möchte, hat man ja, wenn man ehrlich ist, schon gewisse Vorstellungen, wie dieser sein sollte. Welche Rasse, welchen Charakter, welche Größe und welche Ansprüche. Er sollte zu einem selbst und den Lebensumständen sowie Lebensstil passen.

Nachdem wir uns 2015 nach 11 wundervollen Jahren von unserem Tibet-Terrier Mischling verabschieden mussten, den wir seit seiner Geburt bei uns hatten und durch seine Altersdiabetes begleitet hatten, war für uns klar, keinen neuen Hund mehr. Noch einmal stehen wir das nicht durch.

Wir hatten schon vorher Hunde, darunter auch die Mutter unseres Tibeters. Allerdings konnte man sich mit dem Ende dieser Leben früher oder später abfinden. Bei unserem Terrier war das aber nicht so. Besonders meine Mutter hat gelitten. Für sie war er wie ein Kind.

Wir hatten alle sehr dran zu knacken und konnten uns einfach nicht vorstellen, dass ein anderer Hund seinen Platz einnehmen soll. Kein Hund schien ihm seiner würdig, sein Nachfolger zu werden.

 

Die Tage vergingen, zuhause war es leer. Auch wenn unser kurzbeiniger Wuschel kein Energiebündel war, war es einfach ein gutes Gefühl, zu wissen, dass er schnaubend und brummend in der Ecke liegt und einfach da ist. Das fehlte nun sehr.

Doch nach gerade mal zwei Wochen kamen folgende Worte aus dem Mund meiner Mutter: “Es muss ein neuer Hund her.”

Wir waren sofort einverstanden. Wir hatten immer Hunde, kannten es gar nicht anders und plötzlich war da nichts mehr. Es musste sich was ändern. Die Tatsache, solch ein schmerzlicher Abschied bestünde uns früher oder später noch einmal bevor, war nicht mehr so erschreckend. Die Einsamkeit überwog.

Wir wollten es diesmal anders machen und einen Hund aus dem Tierheim holen. Unsere anderen Hunde fanden ihren Weg bisher immer über Kontakte zu uns. Unser Terrier wurde sogar bei uns geboren. Doch diesmal wollten wir einem heimatlosen Hund ein neues Zuhause geben.

Wir suchten also im Internet, durchstöberten wie im Katalog die Internetseiten der Tierheime nach einem potentiellen Hund. “Der ist süß! Ach, schon vermittelt… Der! Ne, der ist viel zu jung..”

Es war komisch für uns, so nach einem Hund zu suchen.

 

Bei uns ist es mit den Tieren immer abhängig von einer einzigen Sache gewesen. Der Funke. Der Funke musste immer überspringen. Es musste sich bei uns allen immer nach einem “Das ist es.” anfühlen. Das tat es bisher auch immer. Bei all unseren Tieren. Egal ob Katzen, die uns zuliefen, Schafe, die wir aufpäppelten, Vögelchen, die wir aufzogen oder eben Hunde, die irgendwie zu uns fanden.

Nun war es komisch, dass sich dieses Gefühl bei uns einstellen sollte, wenn wir ein Bild eines Hundes über den Bildschirm flimmern sehen.

Dennoch, wollten wir ein Hund aus der “Not” holen.

Wir fuhren zu Tierheimen, schauten uns ein paar Hunde an, doch keiner war es wirklich.

Wir waren schon etwas verzweifelt. Wir hatten uns zwar auf eine längere Suche eingestellt, aber die Leere zuhause wurde immer unerträglicher.

Nun hatten wir schon unsere Bedingungen im Kopf. Am besten wieder ein kleiner Hund. Und am besten schon etwas älter, ruhiger, das erspart uns die Erziehung und Pubertät. “Und bitte kein Rüde mehr” warf mein Vater ein. Und das Fell! Nie wieder solch ein anspruchsvolles Fell! Das unseres kurzbeinigen Wuschels, der einem Wischmopp glich, war unerträglich pflegeintensiv und so dicht, dass er mit Hitze zu kämpfen hatte. Also bitte ein Kurzhaar. Und am besten sollte der Hund auch nicht so anspruchsvoll sein, sondern eher von ruhigem und entspannten Gemüt, da meine Eltern nun schon etwas älter waren und Sorge hatten, einem Flitzebogen nicht mehr gerecht zu werden.

 

Nun kommt es wie gesagt immer anders als man denkt….

Wir suchten weiter und eines Tages bekamen wir eine Nachricht einer Bekannten, die von unserer Situation wusste und sich umhörte.

“Ich hab ihn.” Schrieb sie. Und wir bekamen ein paar Bilder zugeschickt. Ein kleines schwarzes Häufchen Elend mit großen, hellbraunen Kulleraugen, die Angst ausdrückten.

“Du hast IHN?” Wie?” “Tasso.” “Wo?” “Bulgarien”

Ich sah dieses Bild, da wurde er gerade von einem bulgarischen Tierarzt durchgecheckt. Da war er. Der Funke. Und mein Hund.

“Aber er ist doch noch so jung! Er war gerade 6  Monate alt. Und er kommt aus Bulgarien! Was hat er denn alles erlebt?” Innerlich taten sich Fragen auf. Bei uns allen. Doch unsere Bekannte war sich sicher, das ist der Hund für uns. Und ja, mein Herz schmolz und ich verspürte das Bedürfnis, diesen Hund sofort da weg zu holen.

Wir erfuhren, dass der Kleine über Tasso nach Deutschland kam. Seine Geschwister ebenso. Er sei nun erstmal in der Eiffel in einer Pflegestelle.

Schon am nächsten Tag fuhren wir dort hin. Innerlich wussten wir, wir holen unseren Hund nach Hause. Aber die Vernunft sagte: Erstmal gucken. Vielleicht passt es ja doch nicht.

Die Pflegerin empfing uns herzlich. Sie hatte einen großen Garten, in dem alle rumliefen. Wir wurden von vielen Hunden in Empfang genommen. Ganz schüchtern und unscheinbar, mit der Gruppe mitlaufend, war Dino (so hieß er damals). “Das ist er ” Sagte die Pflegerin. Für uns war es absolutes Neuland, einen Hund so kennen zu lernen. Unsere “Philosophie”, mit dem Funkensprung, nach der wir immer entschieden haben, war uns auch hier wichtig.

Es war Juli und schönes Wetter. Meine Mutter setzte sich auf die Wiese und wartete ab, welcher Hund auf sie zu kommt. Sie wurde von vielen Hunden überrumpelt. Doch Dino (heute Findus) legte sich neben sie und legte seinen Kopf auf ihre Beine.

Da waren sie wieder. Die Funken. Sie sprangen bei uns allen. Es war klar. Das war unser Hund. Mein Hund. Mein Findus. Alle bisherigen Bedingungen wurden somit über Bord geworfen.

Als die Pflegerin mit meinen Eltern alle Formalitäten durchging, saßen wir auf ihrer Terrasse , Findus legte sich zum Erstaunen aller, unter den Tisch, zwischen unsere Füße. “Das hat er noch nie gemacht! Er zieht sich normalerweise zurück” meinte die Pflegerin.

Wir konnten ihn direkt mitnehmen und trugen ihn zum Auto. Während der Fahrt wich er meiner Mutter nicht von der Seite.

Zuhause waren die ersten Tage schwer für ihn. Er kannte nichts, in Bulgarien lebte er auf einem betonierten Innehof. Alles war fremd und angsteinflößend. Auch das war für uns neu. Wir kannten diese Eingewöhnung von unseren Hunden nicht.

Mit der Zeit wurde es besser und er wurde mutiger. Findus war jedoch nicht mal stubenrein und die Pubertät und ganze Erziehung stand uns noch bevor. “Uff… Das wird was.” Dachten wir uns. Es war das absolute Gegenteil von dem, was wir ursprünglich wollten.

Findus machte sich… Innerhalb einer Woche war er stubenrein. Lernte, an der Leine zu laufen… Es stellte sich heraus, er hat sehr viel Köpfchen und muss gefördert werden. Also ab zur Welpenschule. Bisher haben sich unsere Hunde immer gegenseitig erzogen und dieser Part blieb uns als Besitzer erspart. Doch hier war klar, er muss gefördert und gefordert werden. Die Welpenschule und auch Junghundschule meisterte er mit Bravour. Zuhause dachte ich mir Spiele für sein Köpfchen aus und unterhielt ihn so viel ich konnte. Er schien zufrieden. Doch wir stellten ebenfalls fest. Das Kerlchen hat Energie! Und zwar sehr viel! Also raus mit ihm, rennen lassen, ihn was erleben lassen. Wald, Wiese… Wir boten ihm alles. Nur Wasser findet er bis heute nicht so toll.

Unser vorheriger Hund war im Vergleich echt ein fauler Sack, selbst in jungen Jahren. Und auch das war eine Umgewöhnung. Ein Hund, der vor Energie kaum ruhig liegen konnte.

Im Laufe der Zeit stellten wir fest, dass er doch nicht wie vermutet mittelgroß bleibt. Aus 45 cm wurden 50 cm, daraus 55 cm, daraus 55 cm. Jetzt ist langsam gut! Es wurden 60 cm und letztendlich 65 cm. Et voila! Wir hatten einen großen Hund.

Nach der Hundeschule bekam Findus wegen pubertärem Gehabe noch ein paar Privatstunden von Hundetrainern aus dem Bekanntenkreis. Er testete seine Grenzen aus. “Uff… Was ein Kerlchen.” Doch es pendelte sich alles ein. Nun hatten wir also einen prächtigen, großen Rüden, der nicht nur viel Köpfchen hat, sondern auch Ausdauer wie ein Extremsportler. Eigentlich all das, was wir ursprünglich alles nicht wollten. Doch wir krempelten unser Leben um und passten es ihm an. Das war es wert.

Als er nun also so wuchs und sich prächtig entwickelte, veränderte sich auch sein anfangs zwar zotteliges aber dennoch kurzes Fell. Es wuchs und wurde dicker, die Farbpalette nahm zu. Kämmen und entfilzen sind auch heute noch angesagt. Wir wollten doch was pflegeleichtes. Aber abschneiden? Niemals. er ist ein Prachtkerl. Das Fell ist viel zu schön. Also weiter bürsten….

 

Nun ist er 2 Jahre alt. Ein Prachtexemplar von Rüde (in seinen Augen) und obwohl er genau das Gegenteil von dem ist, was wir ursprünglich wollten, würden wir um nichts auf der Welt diesen Hund wieder hergeben. Er ist unser Hund, mein Hund und einfach der beste auf der Welt. Mit seinen Macken und Ansprüchen bewegte er uns dazu, unser Leben umzukrempeln und nach ihm zu richten. Manchmal muss das einfach sein.

 

Es kam also alles ganz anders als wir dachten. Und wir würden es immer wieder so machen.

 

Habt Ihr auch solche Erfahrungen gemacht?

Teilt sie gerne mit 🙂

 

 




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