Von Befindlichkeiten und echten Wehwehchen

Hunde Wehwehchen was tun

Morgen ist es wieder soweit: Wir gehen zum Tierarzt. Freiwillig, aber trotzdem ist einer von uns beiden ziemlich nervös. Und nein, es ist nicht der Pudel. Ende des Monats sind unsere ersten gemeinsamen 365 Tage um (Wahnsinn, wie die Zeit vergeht) und besonders in den ersten drei Monaten war ich mit dem kleinen Mann mehr beim Arzt, als mir lieb war. Ich nannte es das Leberwurst-Gate: Vermutlich gab es eine geheime Absprache zwischen Niko und seinem Arzt. Denn jedes Mal wurden Medikamente verordnet, die ich ihm vorzugsweise mit etwas Leberwurst geben sollte. So funktioniert das also 😉 Bei mir ist das allerdings ein bisschen anders: Jedes Mal rutscht mir ein bisschen das Herz in die Hose. Kein Wunder, denn als wir unsere erste Praxis in Berlin besuchten (ungefähr zwei Wochen nach Nikos Ankunft), musste dort wider Erwarten ein Hund erlöst werden. Schon traurig genug, zumal sein Begleiter aus heiterem Himmel fiel. Aber als der leblose Körper dann noch an uns vorbeigetragen wurde, ist mir mal wieder bewusst geworden, wie endlich alle Dinge im Leben sind.

Ein kleiner Schnaufer hier, ein trauriger Blick da oder plötzlich das Bummelchen auf der Strasse. Nikos Facettenreichtum ist wirklich groß und immer wieder eine Herausforderung für mein Alarmsystem. Mich davon freizumachen zu machen und dies mit angemessener Ruhe zu nehmen, fällt mir schwer. Unser Start war nämlich etwas holprig: Ein bisschen durchfallgeplagt und mit leichtem Schnupfen sollte Niko kurz nach seiner Ankunft einfach durchgecheckt werden. Er kam zwar mit gültigem Impfpass und negativem Mittelmeercheck, aber ich wollte auf Nummer sicher gehen. Zu diesem Zeitpunkt zeigte sich der Berliner Sommer von seiner schönsten Seite und die Hitze machte dem schwarzen Lockentier ordentlich zu schaffen. Ich bin der Ärztin heute noch mehr als dankbar, dass sie mir zu einem größeren Blutbild riet. Und siehe da: Trotz Mittelmeercheck stellte sich eine Ehrlichiose-Infektion heraus, die zwar heilbar ist, aber unbehandelt zu schweren Organschädigungen führen kann. Und damit ging es los: 3 Wochen dreimal täglich Antibiotikum – natürlich mit Leberwurst. Einige Untersuchungen und einen Mittelmeer-Spättest später gab es endlich Entwarnung. Alles hat angeschlagen und der junge Mann fühlt sich seitdem pudelwohl. 

Ich empfehlen jedem, seinen Fellfreund regelmäßig auf Herz und Nieren prüfen zu lassen. Geht lieber auf Nummer sicher und erspart Eurem Liebling damit viele unangenehme und langwierige Prozeduren.

Morgen ist es also soweit – die U6 quasi: Allgemeinzustand wie Gewicht, Augen, Zähne, Ohren, Gliedmaßen und Geschlechtsreife untersuchen, Impfpass auffrischen. Was mir aber besonders wichtig ist: ein neuer Bluttest. Nicht nur wegen der Mittelmeerkrankheiten, sondern auch um zu wissen, ob ich Niko mit seinem BARF-Plan richtig eingestellt habe. Im Netz findet Ihr zwar sehr gute BARF-Rechner und auch mein Laden des Vertrauens (Bones for Dogs im Friedrichshain) steht mir fachmännisch mit Rat und Tat zur Seite. Aber ein Check, ob alle Werte im grünen Bereich liegen, kann nicht schaden und gibt mir ein ruhiges Gewissen. 

Trotz allem ist nicht jeder vermeintliche Schnaufer oder Schlechte-Laune-Tag auf Unwohlsein, Schmerzen oder Infektionen zurückzuführen. Wer bereits Erfahrungen mit Hunden hat oder mit seinem Tier länger zusammen lebt, erkennt Veränderungen im Verhalten seines Vierbeiners relativ schnell. Das musste sich bei Niko und mir natürlich in den ersten Monaten noch einspielen. Klar fällt mir auf, ob er einen steifen Gang hat oder den sonst heiß geliebten Bauchkraulern aus dem Weg geht. Doch schon bei Bauchschmerzen wird es deutlich schwieriger, vermeintliche Symptome richtig zu erkennen. Nur wer sein Tier aufmerksam beobachtet, hat eine Chance, diese Schmerzen zu bemerken. Trotz theatralischer Ader ist Niko ein eher ruhiger Vertreter, der sich im Fall des Falles nicht wirklich bemerkbar macht. Das liegt wiederum in der Natur der Dinge: Tiere versuchen meist zu verbergen, dass sie Schmerzen haben. Denn in natürlicher Wildbahn sind kranke und verletzte Tiere leichte Beute und Zielscheibe von Angriffen. Dieses intuitive Verhalten zieht sich auch heute noch bei unseren Hunden durch. 

Lernt also zwischen den Zeilen zu lesen und die Signale Eures Hundes zu deuten. Was ich in den letzten Monaten gelernt habe, möchte ich Euch natürlich nicht vorenthalten:

Anders als sonst?

Es gibt Tage, an denen ist Niko nicht einmal ansatzweise der Schlawiner wie üblich: Er schläft lange, lässt sich nicht wirklich zum Spielen animieren oder legt sich ganz woanders hin. Fällt Euch auf, dass Euer Hund sich anders verhält als gewohnt, kann das schon ein wichtiges Symptom sein. Klebt das Fellbündel normalerweise an meinen Versen beziehungsweise befindet sich immer in Sichtweite, sucht Niko, wenn er sich mal nicht so fühlt, seine Ruhe und legt sich auch gerne mal in andere Zimmer. Besonders auffallend ist es nachts, wenn er sich bewusst nur im Wohnzimmer aufhält und nicht mal für kleine Schmusereien vorbeischaut. Das muss aber noch nichts heißen und kann wirklich stimmungsabhängig sein. Wichtig ist hier aber, auf mögliche Begleiterscheinungen zu achten, die in ihrer Ausprägung von der Persönlichkeit Eures Vierbeiners abhängen: Manche reagieren aggressiv oder apathisch, ruhelos oder nervös. Eher selten “jammern” und “weinen” Fellnasen vor Schmerz. Im Fall der Fälle ist höchstens ein Stöhnen zu hören. Hunde versuchen bei Schmerzen oft, betroffene Stellen zu schonen, ziehen beispielsweise ein Bein hinter sich her oder versteifen einzelne Körperregionen. Meist bewegen sie sich deutlich weniger. Auch Muskelzuckungen und unruhige Bewegungen (zum Beispiel während des Schlafens) sind klassische Anzeichen. Niko liegt dann meistens die ganze Zeit irgendwo schlapp rum oder legt sich auch gerne mal ab, wenn wir auf der Strasse unterwegs sind. Daher ist es wichtig, sich über das Normalverhalten der Rasse vorab zu informieren und seinen eigenen Weggefährten genau kennenzulernen. Nur so könnt Ihr erkennen, ob etwas mit ihm nicht stimmt!

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Kein Leckerli kann locken

Niko ist von Natur aus eine kleine Fressmaschine. Er kennt einfach kein Ende. Und selbst nach einer ordentlichen Mahlzeit und einem Knochen für zwischendurch findet noch so mancher Keks Platz in dem kleinen Pudelmagen. Generell fressen Hunde unheimlich gern. Wenn ein Hund also nicht mehr oder nur viel weniger als sonst frisst, ja sogar seine Lieblingsspeise einfach stehen lässt, ist irgendwas gar nicht in Ordnung. Von einer einfachen Verdauungsstörung bis zu Magen-Darm-Erkrankungen oder sogar Vergiftungen ist alles drin. Klar, gibt es auch Hunde, die in allen Lebenslagen keinem Futternapf widerstehen können. Andere wiederum lassen das beste Leckerli liegen, wenn sich auch nur eine kleine Befindlichkeit anschleicht. Die Verweigerung des Futters ist also nicht zwingend eine Erklärung, dass der Hund Schmerzen hat. Es kommt immer auf das Zusammenspiel der Symptome und Umstände an.

Hecheln

Wenn Niko hechelt, hat das verschiedene Gründe: extreme Freude, wenn ich nach Hause komme, vom Toben mit anderen Spielgefährten oder nach einem langen Spaziergang. Hunde haben ja fast keine Schweißdrüsen und so hilft ihnen das Hecheln, die Körpertemperatur zu regulieren. Hat sich der Fellfreund aber gar nicht angestrengt und die Außentemperatur ist moderat, sollte Hecheln mit Vorsicht genossen werden. Neulich lag Niko neben meinem Schreibtisch und fing an zu hecheln – aus dem Nichts – und ich habe erst einmal alle verrückt gemacht. Am Ende war nichts und ich vermute, er hatte Stress, weil sich unsere Mittags-Gassirunde ziemlich verzogen hat. Als Ausdruck von Stress können übermäßiges Hecheln und Unruhe aber auch Anzeichen von Fieber und Schmerzen sein, zum Beispiel hervorgerufen durch eine Vergiftung oder eine sehr gefährliche Magendrehung. Wenn Ihr das beobachtet, solltet Ihr vorsichtshalber und möglichst schnell einen Tierarzt aufsuchen, denn wirklich jede Minute zählt!

Putzwahn

Wenn Ihr denkt, dass nur Katzen kleine Putzteufel sind, habt Ihr Eure Hunde noch nicht genau beobachtet. Einen ganz erheblichen Teil ihrer Zeit verbringen die Fellnasen nämlich mit ihrer Fellpflege. Sie lecken sich ihren Pelz, die „private Parts“ und wenn ein Hundefreund anwesend ist, diesen auch gerne mal mit. Das ist ein völlig normales Verhalten. Kritisch wird es eher, wenn die eigene Pflege vernachlässigt wird. Dann stimmt auf jeden Fall etwas nicht. Natürlich gibt es auch ein “zuviel” des Guten, wenn der Hund sich zum Beispiel die Pfote ständig leckt, obwohl von außen keine Verletzung oder eine festklebende Verschmutzung zu sehen ist. Hunde versuchen nämlich auch bei tieferen Verletzungen, wie eine Verstauchung oder einen Bruch, die vermeintlich vorhandene Wunde durch Sauberlecken zu reinigen. Wenn Ihr also einen kleinen Putzwahn Eures Vierbeiners an einer bestimmten Stelle bemerkt, dann solltet Ihr unbedingt ein Auge drauf haben oder besser einen Tierarzt aufsuchen.

Zu helles Zahnfleisch

Die kleine Schnauze des Pudels ist ein echter Spiegel, aus dem sich einiges ablesen lässt. Kann ich äußerlich bei Niko nichts entdecken, schaue ich mir das Pudelmäulchen immer etwas genauer an. Im Normalfall und bei den meisten Rassen ist das Zahnfleisch nämlich rosa gefärbt. Ob sich Kreislaufprobleme oder andere Krankheiten anbahnen, lässt sich ganz einfach in der Maulhöhle durch die sogenannte Kapillarfüllungszeit überprüfen: Mit dem Daumen kurz und fest auf das Zahnfleisch drücken, bis ein weißer Fleck zu sehen ist. Alles ist okay, wenn sich der Fleck nach circa zwei Sekunden wieder rosa verfärbt. Braucht das Blut deutlich länger, um zurückzufließen, könnt Ihr davon ausgehen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Sehr blasses Zahnfleisch kann zum Beispiel auf eine Anämie hindeuten, gelb gefärbtes auf eine Lebererkrankung. Aber keine Sorge bei dunklen Flecken, die Ihr auf der Maulschleimhaut seht. Die sind tatsächlich normal und von Hund zu Hund unterschiedlich ausgeprägt. 

Size Zero trotz Fressattacken 

Das Phänomen ist bei uns zwar noch nicht aufgetreten (eher das Gegenteil), aber ich wollte das Symptom der Vollständigkeit halber aufzählen. Tiere haben ja einen instinktiven Selbstschutzmechanismus. Der sich zum Beispiel zeigt, wenn Niko draußen Unmengen Gras vertilgt, um sich nach kurzer Zeit zu übergeben. Doch was passiert, wenn der Liebling trotz leer gefressenem Napf und gesundem Appetit immer dünner wird?  Mögliche Ursachen könnten ein starker Wurmbefall sein, aber auch Stoffwechselstörungen, Magen-Darm-Erkrankungen oder Zahnprobleme. Wirkt das Fell dann zusätzlich auch noch struppig und glanzlos, dann schnell zum Tierarzt.

Ständiges Kratzen

Aus heiterem Himmel fing Niko eines Tages an, sich wie wild zu kratzen. Immer die gleiche Stelle an der Seite, genau dort, wo sein Geschirr sitzt. Natürlich habe ich alles überprüft: Scheuert das Geschirr? Ist es vielleicht zu klein? Was habe ich gefüttert? Auf welche Inhaltsstoffe könnte der kleine Kerl vielleicht reagieren? Eine Sisyphosarbeit. Herausgekommen ist nichts. Außer, dass ich beobachtet habe, dass er diese Anwandlungen an den Tag legt, wenn er Zeit schinden will. Bestes Beispiel: Er erspäht einen möglichen Spielgefährten, der viel weiter hinter uns läuft. Dann fängt er an zu bummeln und muss sich kratzen, aber nur solange bis uns die andere Fellnase eingeholt hat. Er ist einfach ganz schön schlau! Um aber auf Nummer sicher zu gehen, lasse ich regelmäßig sein Blut testen. Neben Kratzen und Hautirritationen solltet Ihr aber auch auf kahle Stellen im Fell achten. Die Ursachen der Löcher können ziemlich harmlos (zum Beispiel bei Rassen, die sowieso weniger Fell haben), aber auch sehr ansteckend sein. Schuld daran sind Parasiten wie Milben, Flöhe, Würmer oder Hautpilze, die sich einfach von einem Hund auf den anderen übertragen und somit verbreiten. 

Und noch etwas für Profis: Herzschlag, Puls und Atmung

Die Intensität des Herzschlags ist bei jedem Hund unterschiedlich und hängt maßgeblich von Rasse und Größe Eures Lieblings ab. Bei kleineren Gefährten sind die Schläge deutlich höher (knapp 130) als bei größeren Rassen (circa 50 bis 60 Schläge pro Minute). Testen lässt sich die Frequenz ganz einfach mit dem Finger auf der Brust des Hundes. Veränderungen im Herzschlag zeigen sich entweder durch eine geringere oder höhere Frequenz, aber auch durch die Intensität. Das Herz kann also langsamer oder schneller schlagen, aber auch härter oder weniger hart. Schlägt das kleine Herz nun sehr viel schneller, auffallend langsam oder sehr stark oder nur ganz schwach – unabhängig von Bewegung, Ruhe- oder Schlafphasen, ist etwas im Busch und sollte vom Tierarzt begutachtet werden. Um ein Gefühl für den Zustand Eures Hundes zu bekommen, könnt Ihr den Puls beobachten: Am Besten könnt Ihr ihn auf der Innenseite der hinteren Oberschenkel erfühlen. Einfach Fingerspitzen auflegen (ungefähr in der Mitte lässt sich die Oberschenkelarterie erfühlen) und 15 Sekunden zählen. Grob sollte der Puls zwischen 80 und 120 Schlägen pro Minute liegen, abhängig von Größe und Rasse. Liegt der Puls dauerhaft (also im Ruhezustand und bei Bewegung) über der 120er Marke, deutet dies häufig auf eine Herz-Kreislauferkrankung hin. Also öfters mal Hand auflegen!

Das Gleiche gilt übrigens auch für die Atmung. Ihre sogenannte Tiefe und Frequenz lässt sich an der sich hebenden und senkenden Flanke erkennen. Pro Minute sollte sich der Brustkorb je nach Größe und Rasse zwischen 10 und 30 Mal heben bzw. senken. Am einfachsten lässt sich das natürlich beobachten, wenn das Tier auf der Seite liegt. Aber Vorsicht: Der Hund sollte nicht mit Absicht in die Seitenlage positioniert werden. Denn durch den dadurch verursachten Stress verfälschen sich die Werte.

Wie Ihr seht, ist das Thema ganz schön komplex und eine genaue Diagnose unterliegt vielen Eventualitäten. Auch ich bin mir sehr oft nicht sicher, ob ich mit meinen Beobachtungen richtig liege. Daher schaut Euch die Fellnasen immer genau an. Veränderungen werden Euch dann mit Sicherheit sehr schnell auffallen und sich dazu auch das passende Bauchgefühl einstellen. Im Zweifel besucht lieber einmal mehr den Tierarzt, um Symptome und Verhaltensweisen abzuklären. Euer Liebling wird es Euch danken!




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