24/7 – Wenn der Hund nicht alleine bleibt

Dieser Blogbeitrag ist ein Teil einer Beitragsreihe verschiedener Hundeblogger- und YouTuber. Angeregt wurde diese Reihe durch einen Beitrag von Queen-Lotta bei dem es um das Thema “Wie überrede ich meine Eltern, mir einen Hund zu kaufen?” ging (vor allem auf Instagram). So kam einigen Bloggern die Idee, über die Schattenseiten der Hundehaltung zu berichten. 

Hunde sind etwas großartiges:
Sie bereichern den Alltag, bringen einem bedingungslose Liebe entgegen und sorgen mit ihrer Lebensfreude für viele unvergessliche Momente. Meine Hündin Summer ist ein wahr gewordener Lebenstraum und ich will sie um nichts in der Welt missen, aber! Ich gebe auch ganz ehrlich zu, dass ich mir so einige Aspekte der Hundehaltung in der Theorie ganz anders vorgestellt habe. Und ich habe mir sehr vieles vorgestellt, schließlich zog erst nach 5 Jahren Überlegung der erste eigene Hund bei mir ein und plötzlich lief vieles gar nicht mehr so geradlinig ab wie in den zahlreichen Büchern oder Fachartikel, die ich in mich aufgesaugt hatte: Eingeplante Schwierigkeiten wie die Stubenreinheit oder ein hyperaktiver, nicht hörender Junghund waren bei uns nie ein Problem. Dafür traten andere Baustellen auf, mit denen ich ehrlich gesagt nicht gerechnet hatte und mir somit auch nicht wirklich Gedanken drum gemacht hatte, wie ich mit diesen Problemen umgehen sollte.

Der Name des Übels: Verlassensangst.

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Für mich war von Anfang an klar, dass ein Hund auch mal alleine bleiben muss. Mit meinen Pflegehunden war das vorher auch nie ein Problem. Alle vier bleiben mehrere Stunden ohne Probleme in der Wohnung, während ich unterwegs war. Mit keinem der Tiere war je ein Problem aufgetreten und so hatte ich mir bei dem ersten eigenen Hund wirklich keinerlei Gedanken gemacht, dass es hier vielleicht anders laufen könnte. Ich weiß noch, dass ich bei Hundefreunden mit dieser Problematik oft mit Unverständnis reagiert habe: Das kann doch nicht so schwer sein. Ihr müsst das einfach von Anfang an in kleinen Schritten üben. Setzt Euch einfach mal durch. Bla, bla, bla.. Ich würde mir am liebsten selbst den Mund zukleben, könnte ich die Zeit zurückdrehen (:

Summer hatte von ersten Tag an Probleme damit, wenn ich den Raum verlasse. Und hat dies stets lauthals von sich gegeben. In der Wohnung habe ich dem nicht so viel Aufmerksamkeit entgegengebracht und sie kurz weinen lassen und bin dann wieder zu ihr. Wirklich aufgefallen ist es mir erst auf der Arbeit. Summer durfte mich zu meinen Schichten im Hotel begleiten und war dort die ganze Schicht über bei mir. Nur zu den Übergaben musste sie unten mit der Ablösekraft warten bis ich einige Arbeiten im obersten Stockwerk erledigt hatte. Ich war also immer 5 bis 10 Minuten von der Rezeption entfernt und außerhalb ihrer Sicht- und Hörweite. Und jedesmal weinte sie, bellte und wimmerte bis ich wieder da war. Die Kollegen der nächsten Schicht konnten sie nicht ablenken und auch als ich später gefüllte Kongs oder andere Leckereien als Ablenkung mitbrachte, überwog nach kurzer Zeit ihre Verlassensangst.

Wie sehr es einen einschränken kann, wenn der Hund nicht alleine bleiben kann, war mir vorher wahrlich nicht bewusst. Einkaufen, Freunde treffen, Konzert besuche, Geburtstagsfeiern – alles muss geplant werden. Und man ist IMMER auf andere Leute angewiesen. Ich selbst lebe alleine, mit einem Partner, Eltern oder einer Familie ist die Organisation vielleicht etwas einfacher, aber es ist trotz allem ein Stressfaktor.
Es fängt bei ganz essentiellen Alltagstätigkeiten an. Einkaufen zum Beispiel ist hier ehrlich gesagt jedesmal ein kleiner Akt, denn ich muss jedesmal eine Person fragen, ob sie kurz auf Summer aufpassen kann. Sei es bei der Person zu hause, dann muss ich den Hund vor dem Einkauf erst einmal dort hin bringen und am Ende auch wieder abholen. Option Zwei ist einen Sitter in die eigenen vier Wände zu bestellen und ehrlich gesagt fällt es mir sehr schwer Menschen zu bitten in meiner Wohnung zu warten, während ich weg bin und kurz Lebensmittel einkaufe, daher nutze ich meist die Gassigänge oder Treffen mit Freunden und bitte am Ende meist darum, kurz in einen Laden zu huschen, während sie draußen mit Summer auf mich warten. Unangenehm ist diese Fragerei aber jedes Mal wieder, da man sich einfach vorkommt als würde man die Menschen um sich herum ausnutzen.

Wer jetzt argumentiert, warum ich den Hund denn nicht einfach mit zum Einkauf nehme und vor dem Geschäft warten lasse: Summer wurde einmal von einem jungen Mann abgeleint und ich kam gerade noch rechtzeitig aus dem Lebensmitteldiscounter, um ihn aufzuhalten und trinke ich dann doch lieber noch einen Tag Leitungswasser als dieses Risiko einzugehen. Außerdem habe ich auf die Anfeindungen, weil man den Hund vorm Laden anbindet, auch nicht mehr so wirklich Lust^^ Ich meine, ja ihr habt ja Recht, man sollte das auch wirklich nicht machen, aber bevor man Losmeckert, sollte man vielleicht kurz Nachdenken, warum man diesen Schritt erwägt. Bietet doch stattdessen lieber an, kurz auf den Hund aufzupassen oder etwas in der Art.

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Anfeindungen habe ich schon so einige erlebt, sei als Tierquäler, weil ich Summer eben vor einem Laden 5 Minuten angebunden hatte oder weil sie im Auto einer Freundin warten musste, während wir unterwegs waren. Erst vor kurzem wurde ich von einer hysterischen Frau im Möbelhaus ausgerufen, weil der Hund ja im Auto sitzt und das ja eine Quälerei Sondergleichen darstellt. Versteht mich nicht falsch, ich finde es toll, wenn sich Menschen um ihre Umwelt kümmern und mit offenen Augen durch die Welt ziehen, aber was soll an einem Hund, der um 19 Uhr, bei 5 Grad Außentemperatur und leicht geöffnetem Fenster bitte bedenklich sein? In Autos kommt Summer sogar zur Ruhe, die legt sich hin oder schaut aus dem Fenster. Würde sie weinen oder bellen könnte ich das Problem ja noch verstehen, aber warum soll ich sie denn bitte nicht mitnehmen, wenn sie doch im Auto weniger Stress hat als alleine in der Wohnung? Das interessiert aber natürlich nicht und so bin ich mal wieder ein Tierquäler. Na danke..

Wenn der Hund nicht alleine bleiben kann, dann schränkt es einen selbst ein. Ich liebe meine Fellnase, aber Spontanität ist in diesem Lebensaspekt leider ein Fremdwort geworden. Zumindest, wenn der Hund nicht mit kann. Kino, Konzerte, Freizeitparks, Shoppingtrips – man ist immer auf Freunde, Familie oder Hundesitter angewiesen. Es ist eine Fragerei, Fahrerei und oft ein großer Zeitaufwand. Schließlich wird aus einem 30-minütigem Termin schnell eine 2 Stunden Aktion, in der man den Vierbeiner unter Umständen quer durch die Stadt zum Sitten fährt, dann kurz zum Termin, um später den Hund wieder abzuholen und nach Hause zu dackeln. Am Besten verbindet man gleich noch einen Einkauf mit der hundefreien Zeit.

Ein erwähnenswerter Punkt ist auch noch die Kosten für eventuelle Hundesitter. Professionelle Gassigeher nehmen zwischen 14 und 20 EUR für einen Tag. Das wird schnell zu einer finanziellen Belastung, die man vorher vielleicht nicht so eingeplant hat. Natürlich gibt es noch die Möglichkeit über Kleinanzeigen Privatleute zu finden, die für geringeres Entgeld auf den Hund aufpassen. Aber nichtsdesotrotz entstehen ungeplante Kosten und das Monat für Monat.

Was aus noch passieren kann, ist die kurzfristige Absage der eingeplanten Betreuungsperson. Ich saß schon häufiger in den Startlöchern als die Absage via Whapsapp kam, dass man leider doch nicht auf den Hund aufpassen könnte. Mit Glück hat man noch andere Optionen auf die man ausweichen kann: Freunde, Familie. Oft steht man dann allerdings wirklich alleine da und muss die geplante Aktivität absagen. Ich kann davon wahrlich ein Lied singen.

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Ich nehme Summer so häufig mit, wie es möglich ist, aber es treten immer wieder Probleme auf, wo man sie gar nicht vermutet hätte. Die letzte Geburtstagsfeier meiner Großmutter fand zum Beispiel in Verbindung mit einem Buffet statt und Hund erwaren dort nicht gestattet. Bei einer anderen Feierlichkeit waren Kinder gegen Hundehaare allergisch und ich musste mit Summer frühzeitig nach Hause gehen. Auf dem Geburtstag meines Neffens haben die Kinder angefangen Summer zu ärgern. Da ich mit in die Organisation eingebunden war, konnte ich nicht jede Minute auf meinen Hund achten und das Ende vom Lied war, dass Summer seitdem Angst vor Kindern hat. Das Problem hätten wir nicht, wenn sie einfach Zuhause den Tag ohne mich verbracht hätte.

Warum lass ich sie nicht einfach Zuhause, so schlimm wird es schon nicht sein.
Ja, das habe ich auch ausprobiert. Und dann kam die Abmahnung von der Vermietung, weil sich die Nachbarn vom Gewimmer gestört fühlten. Ich war schon sehr oft am Ende mit meinen Nerven, denn das ewige Organisieren und das sich so viel im Leben um einen Hund dreht, ist manchmal einfach frustrierend. Ich liebe Summer, aber es tut einem auch mal gut, ein paar Stunden ohne Hund zu verbringen. Nur für sich und vorallem ohne die Angst, dass der Vierbeiner gerade das ganze Haus zusammen weint..

Was ich also sagen möchte ist, dass es bei der Hundehaltung jede Menge positive Seiten gibt, aber Probleme überall auftauchen. Gerade als junger Mensch möchte man doch spontan sein, mit Freunden unterwegs sein, feiern oder zumindest unterwegs sein. Mit Hund ist das alles eine große Organisationsfrage und verlangt ein gewisses Maß an Selbstdisziplin, Geld und Zeitaufwand, den man nicht leichtfertig unterschätzen sollte.

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